Tabarka wird mir persönlich wohl immer als der Ort in Erinnerung bleiben, an dem ich mich während einer sehr traditionellen, ländlich geprägten Hochzeit in Ziegenscheiße setzte, weil mein Kreislauf den heißen Temperaturen nicht mehr Stand halten konnte. Nachdem wir schon seit den frühen Morgenstunden am Hause des Bräutigams feierten, brach die Horde samt einer riesigen Menge an Lebensmitteln und einem Kalb auf nach Tabarka, zum Elternhaus der Braut. Bei einer kurzen Pause, entwischte das Kalb, musste eingefangen werden, während die Band mit Trommeln und Trompeten weiterhin fröhlich auf dem Pick-Up musizierte. Nach der Ankunft, der Trauung und der Schlachtung des Tieres, war es dann wohl in der prallen Sonne in der Mittagszeit zu heiß und so hatte ich den Wunsch, mich nur noch einfach hinzusetzen, um einen nahenden Sturz zu verhindern. Nunja, das Ende der Geschichte ist bekannt.
Tabarka ist aber keineswegs besch… 😀 sondern definitiv aufgrund seiner tollen Lage zwischen Meer und Gebirge einen Aufenthalt wert. Tabarka war und ist hauptsächlich ein Wochenendausflugsziel für tunesische und algerische Mittelstandsfamilien.
Pauschalurlaub in Tabarka
In den 1990er Jahren wurde zusammen mit dem Bau des Flughafens auch ein großzügiger Golfplatz angelegt und eine attraktive Hotelzone erschlossen. Die für Nordafrika ungewöhnlich satten Wälder im Hinterland, den Golfplatz und eine spannende, korallenreiche Tauchzone sollten nicht nur Strandurlauber, sondern dank des ganzjährig milden Klimas gleichermaßen Wanderer, Naturerlebnis- und Aktivurlauber angesprochen. Der große Erfolg lies lange auf sich warten – Touristen zieht es weiterhin eher in bekannte und beliebte Touristenorte wie Hammamet oder nach Djerba. Zuletzt hat eine Investorengruppe aus Katar umfangreiche Renovierungsarbeiten vollzogen, um hier den Luxus-Hotelsektor zu stärken.
Lasst euch gesagt sein: Ein paar Tage sollten Natur- und/oder Wellnessliebhaber für Tabarka und das Umland unbedingt einplanen. An die goldfarbenen Sandstrände grenzen Felsen und Wälder aus Pinien und massiven Eichen. Das kristallklare Meer beherbergt in seinen Tiefen wertvolle rote Korallen. Ein Ort, der irgendwie besonders ist. Aus diesem Grund haben wir auch eine ganz besondere Tücher-Serie nach diesem Fleckchen benannt.
Das Zentrum von Tabarka
Die Grenze liegt zu Algerien liegt nur einen Katzensprung entfernt – 15 km östlich der Grenze um genau zu sein. Irgendwie ist diese Ecke des Landes auch anders. Ich kann aber nicht genau sagen, woran das liegt. Das zu Beginn des französischen Protektorats gebaute Zentrum von Tabarka hat sein altmodisches Flair ähnlich wie die Avenue Habib Bourguiba in Tunis beibehalten. Nach der Fahrt von Tunis hierher genießen wir erstmal eine Erfrischung im wohl bekanntesten Café vor Ort – dem Cafe Andalous. Hier soll es Tabarkas besten Pfeffermintee geben. Das muss ich natürlich testen!
Wir bummeln anschließend vorbei an der hübschen Marina, in der die Fischerboote neben den luxuriösen Jachten vor Anker liegen.
Das Panorama der Bucht ist wundervoll und die Sonne lässt die vom Meer geformten Felsblöcke im Licht förmlich erstrahlen. Das sehe wir uns mal aus der Nähe an: Diese eigenwilligen Felsen an der Steilküste heißen übrigens „les Aiguilles – die Nadeln”.
Tabarkas Korallen und das Schmuckhandwerk
Tabarka ist vor allem bekannt für wunderschönen Korallenschmuck, der eine lange Geschichte hat. Seit der Antike wird dieses wertvolle Material sehr begehrt und führte zu einem echten „Goldrausch“ nach dem roten Gold des Mittelmeers, wie die Koralle auch manchmal genannt wurde. Die Koralle erinnert an Äste, die kleine weiße Blüten tragen. Tatsächlich handelt es sich um ein Kalkskelett, das von winzigen Tierchen aus der Familie der Seeanemonen und der Quallen bewohnt wird.
Die heute selten gewordene rote Koralle war in früheren Zeiten an der Nordküste Tunesiens besonders reichlich vorhanden. Im 16. Jahrhundert erwarben Genueser Kaufleute das Monopol für den Korallenhandel. Um ihre Aktivität zu schützen, bauten sie in Tabarka ein befestigtes Dorf, dessen Festung, das Symbol der Stadt, noch besteht. Heute muss man in große Tiefen tauchen, um noch größere Mengen an Korallen zu finden.
Nicht weit davon entfernt, liegen die Schmuckläden, die herrliche Korallenschmuckstücke, der ganze Stolz der Stadt, anbieten. Die Handwerker stellen auch schöne Objekte aus dem aus der Region stammenden Kork und Holz-Skulpturen her.
Aktivitäten in Tabarka
Immer mehr hat sich Tabarka in den letzten Jahren gemausert und wird allmählich zu einem weiteren Touristen-Hotspot. Neben einem internationalen Golfplatz, lockt ein vielfältiges Angebot ein ebenso vielfältiges Publikum: Ganz gleich ob Luxusurlaub in einem der Resorts am Strand oder Wandern und Übernachten in einer auf Pfählen erbauten Hütte mit herrlichem Blick auf den Stausee im Hinterland. Wir finden für uns eine gute Mischung:
Wandern
Der Nordwesten Tunesiens mit seinen dichten Wäldern und seiner unberührten Natur ist die ideale Umgebung für Wanderungen, Naturbeobachtung und für die Jagd. Das bergige und bewaldete Hinterland bietet sich besonders für wanderfreudige Besucher an, rum um das Dorf Aïn Draham, wo im Winter sogar Schnee liegt. Häuser mit roten Ziegeldächern, die sich an die Berghänge schmiegen, zwischendurch Wasserfälle und kleine Flussläufe, eine satte Grüne Vielfalt auch an europäischem Baumbestand bilden für Tunesien-Neulinge oftmals einen ungewöhnlichen Eindruck. Die Bergstraßen entführen Sie in idyllische Landschaften und zu charmanten, inmitten des Waldes verborgenen Seen.
Wellness
Wie der Name Aïn Draham vermuten lässt, ist der Ort nach einer Quelle benannt und empfängt Besucher mit herrlichen Thermalquellen. Was in diesem Zusammenhang, und vor allem aufgrund der Meeresnähe nicht fehlen darf sind Thalasso-Therapie-Zentren. Ein paar Hamamtücher haben wir immer dabei – ratet mal, wohin es uns selbstverständlich bei diesem Roadtrip verschlägt?! 😉 Hier könnt ihr euch bei Massagen und diverse Behandlungen verwöhnen lassen. Die bekanntesten sind El Mourandi Hammam Bourguiba in der Nähe von Aïn Draham oder das La Cigale Tabarka Hotel – Thalasso & Spa am feinen Sandstrand von Tabarka.
Tauchen und Segeln
Tatsächlich hat der kleine Badeort im Wassersport einiges bieten, denn Tabarka verzeichnet eine lange Tauchtradition und bietet spektakuläre Orte für Tauchgänge. Hobbytaucher können sich bei ihren Tauchgängen mit etwas Glück vor allem an Tabarkas “Wahrzeichen” herrlichen und farbintensiven Verästelungen der roten Korallen erfreuen.
Der von Seglern geschätzte Ort bietet viele Exkursionsmöglichkeiten zu benachbarten Buchten oder zu den etwa 60 km vor der Küste nordöstlich von Tabarka felsigen La Galite-Inseln. Nur die Hauptinsel der Gruppe ist bewohnt und die Einheimischen verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Fang von Flusskrebsen.
Über alle Inseln verstreut sind punische und römische Ruinen, verlassene Steinbrüche und Höhlen, dessen Erkundung ein wahres Abenteuer sind. Aber für die meisten Besucher dieser Inseln befinden sich die Hauptattraktionen unter Wasser – vor den Küsten der Inseln erwartet taucherfahrene Besucher ausgezeichnetes Wracktauchen. Am besten sucht ihr euch einen local Guide!
Kultur
Hoch oben auf einer Anhöhe thront vor der Küste Tabarkas eine sehenswerte genuesische Festung aus dem Mittelalter. Der ursprüngliche Name lautet Lomellini-Burg und stammt aus dem Jahr 1542. Die Festung wurde von einer Familie aus Genua gebaut und war über 200 Jahre in ihrem Besitz. Die Türken bauten einen Damm zu der auf einer Insel liegenden Festung und somit ist es heute möglich, Insel und Festung zu Fuß zu erkunden.
Zwei archäologische Stätten ersten Ranges hat die Region ebenfalls zu bieten: Chemtou (Marmorsteinbruch, numidische Zivilisation) und Bulla Regia (unterirdische römische Häuser).
Wie die überdimensionale Statue eines Bass im Zentrum vermuten lässt, hat Tabarka musikalisch einiges zu bieten: In den Sommermonaten wird Tabarka aus dem Dornröschenschlaf gerissen, wenn das bekannte Jazzfestival veranstaltet wird, das in dieser Zeit für eine unterhaltsame Atmosphäre in der Stadt sorgt.
Ward ihr schon in Tabarka? Wie hat’s euch gefallen? Habt ihr weitere Tipps zu einem Aufenthalt, die ihr mit uns teilen wollt? Dann schreibt uns!