Viel Geld wollten wir nicht ausgeben, die fürsorgliche Warnung der freundlichen Dame im Reisebüro a la “…nehmen Sie sich bloß vor den heiratswütigen jungen Männern vor Ort in Acht” überhörten wir schlichtweg. Und so machten meine beste Freundin und ich uns direkt nach der letzten Abitur-Klausur auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub nach Tunesien. Schließlich wollten wir knackig braun gebrannt zum Abiball 😉
Nun ja was soll ich rückblickend dazu sagen? Der Kulturschock ließ nicht lange auf sich warten: Schon nach dem ersten Abend machten wir uns ernsthaft Gedanken, wie wir diesen Urlaub doch noch in Ruhe – ohne das Gefühl, Frischfleisch zu sein – genießen könnten. Ganz einfach: höflich, aber dennoch bestimmt!
Lange Strände, alte Stadtmauern, viele Palmen – Sousse steckte schon vor 20 Jahren gleichermaßen voller Freizeitaktivitäten und orientalischem Flair. Der große moderne Teil der Stadt zählt auch heute zu den beliebtesten Badeorten des nordafrikanischen Landes. Das historische Zentrum besitzt eine gut erhaltene Medina. Die drittgrößte Stadt Tunesiens verfügt über ein geschäftiges Stadtzentrum mit zahlreichen Geschäften und einer schönen Strandpromenade, an der auch unser Hotel lag. Der nur wenige Taxi-Minuten vom Stadtzentrum entfernte Jachthafen Port El Kantaoui erinnert stark an das andalusische Marbella.
Alles in allem eine gute Mischung. Grund genug, eine unserer Tücher-Serien nach dem bunten Touri-Ort an der Küste Tunesiens zu benennen. Reine Baumwoll-Tücher, maritim gestreift, ohne Schnick Schnack, ideal für den Strand. Werft mal einen Blick in unseren Shop!
Kulturelles Erbe
Die auf der Liste der UNESCO Welterbestätten eingetragene Medina von Sousse erstreckt sich terrassenförmig auf einem Hügel über dem Meer. Durch die engen, kleinen Gassen mit ihrer verträumten Atmosphäre schlendert man durch die Souks vorbei an den zahlreichen, obligatirischen Souvenirgeschäften. Ich erinnere mich, dass wir uns eines Tages hier verliefen, bis uns ein älterer Herr in gebrochenem Deutsch ansprach. Er war – wie so viele – als Gastarbeiter in Deutschland. Nach kurzem Pläuschchen zeigte er uns voller Stolz seine Heimatstadt. Die Große Moschee – tatsächlich ohne Minarett bestach mit imposanter Architektur, ebenso wie die perfekt erhaltene Stadtmauer, das Ribat und die vom Khalef-Turm dominierte Festung.
Ein anderes bemerkenswertes mittelalterliches Denkmal ist die Kobba el K’haoui, eine Kuppel mit einem einzigartigen Zickzackmuster. Das vollständig modernisierte archäologische Museum in der Kasbah zeigt gut erhaltene, römische Mosaiken und das Museum für Volkskunde zeigt mit Hilfe von Wachsfiguren vom Alltagsleben der Bewohner und Handwerker der Stadt – ähnlich wie das Dar Al Annabi in Sidi Bou Said.
Wenn ihr Sousse als Urlaubsort wählt, dann solltet ihr die Gelegenheit nutzen und die in der Umgebung liegenden Orte Monastir, Kairouan oder Mahdia im Rahmen eines Tagesausfluges zu nutzen.
Unterhaltung
Feiner Sandstrand, reichlich Animationsprogramm für jung und alt, Wassersport und Golfplatz … die vielen Hotels von Sousse lassen keinen Urlaubswunsch unerfüllt. Bars, Nachtclubs, Casinos, eine große Auswahl an Cafes und Restaurants machen Sousse verständlicherweise zu einem beliebten Touristenziel. Wenn man schon zu besuch in einer Küstenstadt ist, sollte man in Sousse frischen Fisch und köstlichen Oktopus essen. Der weltoffene Ort bietet heute aber auch exzellente Adressen für Sushis, Tapas oder italienische Spezialitäten. Eine große Auswahl an Restaurants erwartet seine Urlauber in der Tourismuszone, in den Palästen der Stadt sowie am Jachthafen von Port El Kantaoui.
Manche Dinge vergisst bzw. verdrängt man nie: Als besonders erheiternd ist mir eine Karaoke-Bar namens Cobra oder so ähnlich im Gedächtnis geblieben, in der wir Mädels zusammen mit anderen Urlaubern ein Best-of-Fugees-Medley performten – nüchtern! Naja, vielleicht standen wir auch unter Zuckerschock nach einer Überdosis Minztee.
Wissenswertes
Sousse ist bis heute ein großer Handelshafen. Bekanntlich ist Tunesien der größte Produzent und der größte Exporteur von Olivenöl außerhalb der Europäischen Union. Am Ende der Antike war Tunesien der wichtigste Öllieferant des römischen Reichs. Heute noch säumen zahlreiche hundertjährige Olivenbäume die Region. Sousse ist dabei ein wichtiges Zentrum der Ölproduktion. Im Winter werden die Oliven zu den Ölpressen transportiert, wo sie in einer Mühle zermahlen und anschließend gepresst werden, um das kaltgepresste Öl zu gewinnen. Solltet ihr hier euren Urlaub verbringen, kommt ihr kaum um das köstliche, besonders schmackhafte und fruchtige tunesische Olivenöl zu verkosten herum. Wir sind große Fans, denn Olivenöl ist besonders gut für die Gesundheit und Hauptbestandteil der bekannten „Mittelmeerdiät“.
Sousse vor 20 Jahren
Der Urlaub vor 20 Jahren in Sousse war mein erster Aufenthalt in Tunesien. Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, muss ich immer wieder schmunzeln.
Nachdem wir im hoteleigenen Kiosk umgerechnet 8 DM für ein Snickers bezahlten, kamen wir mit dem väterlich wirkenden Besitzer des kleinen Lädchens ins Gespräch. Stolz präsentierte er uns sein “internationales” Freundinnen-Adressbuch von A wie Annette über N wie Natalija bis hin zu Z wie Zoe inkl. teils monatlicher finanzieller Zuwendungen der Damen und brachte uns ein paar nützliche (Schimpf)-Wörter auf Tunesisch bei. So erklärte uns sehr anschaulich, was Bezznezz bedeutet 😉
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ich das erste Mal Harissa probierte und meine Leidenschaft für scharfes Essen und viel zu süßen Minztee entdeckte. Ich kassierte in dem Urlaub eine fette Entzündung für ein typisch “falsches” Henna-Tattoo, musste wegen einer Halsentzündung zum Arzt, der anstelle des Halses lieber meine Reflexe am Knie testete. Ich beobachtete erstaunt und entsetzt zugleich, wie wirklich wortgewandte Tunesier am Büdchen unseres Vertrauens ein paar wirklich dummen Touristen Mini-Schildkröten als echte Dinosaurier anpriesen. Neben nützlichen Tricks des Feilschens erwarb ich hier als Souvenirs CDs von Cheb Mami und Iheb Tawfik mit, die ich heute noch in Ehren halte … und ich lernte eine ganz besondere Gastfreundschaft kennen, die vermutlich auch heute noch meine Verbundenheit mit dem Land rechtfertigt.
Welcher Urlaub oder welcher Urlaubsort hat euch nachhaltig geprägt? Schreibt uns!