„Nur der Saubere wird wissen, dass die Haut eine Seele hat.”
Carl Ludwig Schleich, Arzt, Erfinder der Anästhesie
Hamam bedeutet porentiefe Reinigung durch Peeling und natürliche Seifen, in Verbindung mit einer festen Massage. Der Aufenthalt im Hamam entspannt nicht nur, es erweicht gleichermaßen Haut und Seele. Gravierende Unterschiede zu einem Saunaaufenthalt, wie man ihn in Deutschland kennt, ist die Geschlechtertrennung im traditionelle Hamam. Zudem ist man nicht ganz nackt, sondern umwickelt mit einem Hamamtuch.
Die Massage in einem nordafrikanischen Hamam unterscheidet sich zudem auch sehr von der eines Europäischen oder eines an Touristen angepasstes Hamams vor Ort. Eine typische Massage im traditionellen Hamam erscheint Neulingen oftmals alles andere als sanft.
Bei meinem ersten Besuch eines „richtigen” Hamams in Tunesien vor knapp 15 Jahren war ich zugegeben etwas überfordert: Zum einen fiel ich als Ausländerin extrem auf, spürte die teils irritierten Blicke der anderen Frauen, zum anderen wusste ich noch nicht recht, was auf mich zukommen und wie ich mich dort verständigen sollte.
Um nicht weiter aufzufallen, machte ich einfach alles möglichst dezent den anderen Damen nach, die dort meist in Gruppen unterwegs waren. In ein Hamamtuch gewickelt, versuchte ich mit Händen und Füßen kommunizierend, der Masseurin verständlich zu machen, exakt die gleiche Behandlung, wie alle anderen Damen bekommen zu wollen, also einen typischen Hamambesuch zu erleben – ohne zu wissen, was das eigentlich beinhaltete. Sie wies mich an, ich solle mich auf eine blanke Steinbank legen. Aufgrund der sprachlichen Barriere blieb unser Smalltalk stark begrenzt. Sie fragte lediglich knapp, ob ich irgendwelche körperlichen Beschwerden hätte oder schwanger sei. Nachdem ich beides verneinte, übergoss sie mich mit warmem Wasser und schrubbte mir gefühlt die Haut vom gesamten Körper. So kräftig wie sie mit dem Peelinghandschuh zupackte und über den Bauch und Rücken wirbelte, hatte ich das Gefühl, dass sie meine Organe verschiebt
Sie zog meine angewärmten Gliedmaßen in alle Richtungen, dehnte und renkte mir Nacken und Rücken zurecht. Jeder Griffe war routiniert, schließlich wurden auch diese Techniken bereits seit Generationen teils mit den Händen oder mit „Foutas“ in dieser Art durchgeführt. Mit den großen, gestreiften Handtüchern zog sie mich leicht nach vorne, nach hinten und zu beiden Seiten. Weitere Tücher wurden um die Schultern, Hand- und Fußgelenke gewickelt, um die Gelenke Schritt für Schritt zu lockern – was mich ansatzweise an eine Streckbank erinnerte.
Ich schätze, zugute kam mir in diesem Moment, dass ich seit Jahren regelmäßig zur Thai-Massage ging. Entweder man mag das oder nicht, denn im Anschluss hat man nicht selten Muskelkater
Vermutlich dachten alle anwesenden, dass „das Weißbrot” die Behandlung auf halbem Weg abbricht. Weil ich mich aber keineswegs zimperlich anstellte, beim Knacken der Knochen manchmal zwar zusammenzuckte, aber umgehend andeutete, dass alles ok sei – schließlich ist das Geräusch ja eigentlich das Schlimmste – wurden die irritierten und neugierigen Blicke der anderen Besucherinnen schnell zu zustimmendem und freundlichem Nicken. Als die Masseurin fertig war, war ich es tatsächlich aber auch, im positiven Sinne – am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben.
Beim Verlassen der feucht, warmen Räume, drückte mir eine ältere Frau eine Orange in die Hand und lud mich ein, mich zu ihr zu setzen. Ich hüllte mich ein trockenes Hamamtuch, nahm auf den ausgebreiteten Sisalmatten platz und fühlte mich wie neugeboren!
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